Erfahrungsbericht von einem Medical Camp

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Erfahrungsbericht von einem Medical Camp

Ein Menschenrecht auf medizinische Versorgung und Bildung

Die Republik Bénin ist ein kleiner Staat in Westafrika und liegt am Golf von Guinea. Rund drei Millionen Menschen in Benin leben unterhalb der Armutsgrenze von 1,25$ am Tag. Das entspricht etwa einem Drittel der Bevölkerung. Die Vereinten Nationen listen Benin im Index für menschliche Entwicklung (Human Development Index) auf einem der letzten Plätze von fast zweihundert Staaten. Somit ist Benin eines der ärmsten Länder der Welt.

Menschen, die in Armut leben, haben häufig erschwerten Zugang zu medizinischer Versorgung und Bildungseinrichtungen. Humanity First ist seit Jahren mit mehreren Projekten in Benin tätig. Ziel der Arbeit ist es in diesen ungenügend versorgten, aber lebenswichtigen Bereichen, Verbesserungen zu erzielen und damit das Menschenrecht auf medizinische Versorgung und Bildung für die Bevölkerung Benins zu gewähren.

Das Team um Dr. Hain

Im Oktober 2013 entsandte Humanity First Deutschland eine ärztliche Delegation in die Republik Bénin. Wie auch bei anderen humanitären und medizinischen Einsätzen in der Vergangenheit war es das Ziel, den Menschen medizinische Hilfe zu geben, die sich diese normalerweise nicht leisten können.

Die medizinische Leitung hatte mit Dr. Hans-Jürgen Hain (Chefarzt der Allgemeinchirurgie, Kreisklinik Groß-Umstadt) ein sehr erfahrener Arzt, der Humanity First seit mehreren Jahren ehrenamtlich unterstützt. Der Schwerpunkt dieses Einsatzes war die Therapie der Erkrankungen im Leistenbereich. Leisten- und Hodensackbrüche gehören zu den häufigsten chirurgischen Erkrankungen in Benin. Kleinere, eigentlich harmlose Hernien – wie man diese Art der Brüche auch bezeichnet – können zu lebensgefährlichen Komplikationen führen, wenn sie nicht frühzeitig behandelt werden. Diese Hernien stellen eine große Behinderung im Leben vieler Beninenser dar, da sich diese die Operation nicht leisten können.

Das Ärzteteam von Humanity First konnte bei diesem Einsatz in Parakou und im eigenen Humanity First-Krankenhaus in Cotonou über zwanzig Operationen kostenlos durchführen. Als vorteilhaft erwiesen sich die Kontakte mit den Einheimischen und die bereits vorhandene Infrastruktur zur Versorgung der Patientinnen und Patienten, die Humanity First über die letzten Jahre gemeinsam mit den Menschen und in Zusammenarbeit mit den Behörden aufgebaut hat. Besonders erfreulich war es, dass Humanity First aufgrund großzügiger Sachspenden aus Deutschland sowohl ein Krankenhaus in Parakou als auch das HF-Krankenhaus in Cotonou mittlerweile gut ausgestattet hat. So sind in beiden Krankenhäusern Geräte für die Labordiagnostik und auch Operationssäle mit OP-Leuchte und Operationstisch vorhanden. Es gibt jedoch weiterhin Bedarf an Gerätschaften und anderen Krankenhausutensilien, da die Operationsbedingungen noch nicht optimal sind. Die Umstände, unter denen die Ärzte aus Deutschland in Benin operieren, sind schwierig und nicht mit westlichen Verhältnissen vergleichbar. Sie zehren sehr an den Kräften, da beispielsweise die Stromversorgung immer wieder ausfällt und somit auch die Kühlung, das Licht, die elektrische Koagulation oder die Überwachungsgeräte während einer Operation phasenweise fehlen. Das Klima ist heiß und es bedarf großer Erfahrung, eines geschulten Teams und Geduld um in kritischen Momenten die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Vorbereitung zur Spinal-Anästhesie für eine Hernien-Operation

Es war dem Ärzteteam ein wichtiges Anliegen mit dem einheimischen Krankenhauspersonal nicht nur die Operationen gemeinsam durchzuführen, sondern auch die Genesungszeit danach zu überwachen. Von diesem Wissensaustausch profitieren alle Beteiligten, da man u.a. neue Therapieansätze kennenlernen konnten.

Das Team wurde stets von den Medien begleitet, die ausführlich über unsere Arbeit berichteten. Nicht zuletzt aufgrund der landesweiten Bekanntheit von Humanity First in Benin, sondern auch aufgrund der effizienten und überzeugenden Arbeit, waren zu beiden Einsatzorten immer mehr Patienten und Patientinnen gekommen als wir letztlich therapieren konnten. Allein dieser Umstand zeigt, dass der Bedarf nach gesundheitlicher bzw. medizinischer Versorgung in Benin sehr groß ist und noch immense Defizite in diesem Bereich bestehen.

Trotz großer Fortschritte die Humanity First mit dem Einsatz engagierter und professioneller Mitarbeiter erreichen konnte, ist es noch ein langer Weg bis jedem Menschen in Benin ein fairer Zugang zur medizinischen Versorgung gewährleistet werden kann. Dafür arbeiten wir mit größtem Einsatz und oft unter erschwerten Bedingungen. Dieses Ziel können wir nur gemeinsam mit den Einheimischen, den staatlichen Institutionen und den Fachkräften erreichen. Einen äußerst wichtigen Beitrag für dieses Ziel leisten die Spenden aus den wohlhabenderen Teilen der Welt. Mehrere tausend Menschen konnten dadurch behandelt werden und es gelang uns auch an einigen Standorten dauerhafte und nachhaltige medizinische Versorgungseinrichtungen zu etablieren, die mittlerweile von Einheimischen betrieben werden.

 Wjahat Waraich mit einem Patienten
Wjahat Waraich mit einem Patienten

Ohne Ihre großzügigen Spenden wäre es uns nicht möglich gewesen, all diese Fortschritte für die Bewohnerinnen und Bewohner der Republik Bénin zu erreichen.